Ausgabe 12 - 17. Jänner 2023: Meine liebe Freundin D.
Show notes
ROMANTICK - Gefühle, Gedanken, Geschichten: Der Podcast von Axel Wolph.
Axel Wolph schreibt endlich (wieder). Nicht nur Songs und Liedertexte, nein, er startet seinen eigenen, ersten Podcast, schreibt und liest Essays und Kurzgeschichten. Ehrliche, autobiografische Einblicke in ein Künstlerleben, das mit einer wildromantischen Kindheit einst seinen Anfang fand.
Show transcript
PODCAST Ausgabe 12 - 17.01.23
SIGNATIONBEGRÜßUNG - Lieber Februar ankündigen, evntl. Kurz live anspielen…
MEINE LIEBE FREUNDIN D. - Eine Hommage an eine lebenslange Freundschaft.
Unsere erste Begegnung hatten wir im zarten Alter von fünfzehn Jahren. Besser gesagt, ich war fünfzehn, ihr genaues Alter und ihre Herkunft weiß ich bis heute eigentlich nicht ganz genau. Daraus hat sie stets und bis heute ein gut gehütetes Geheimnis gemacht. Damals jedenfalls war ich blutjung und am Beginn meiner pubertären Selbstentdeckungsreise, stand kurz vor der ersten großen, lebenswichtigen Entscheidung Tennisprofi oder Musikus und war von ihrer Energie sofort in den Bann gezogen. Emotional von ihrem Handeln und spontanen Mitwirken so sehr ergriffen, dass meine Mutter sich besorgt einmischte und erstmals einen Arzt konsultierte. Dieser untersuchte mich von oben bis unten, ließ mich auf einem Bein stehen und mit dem Zeigefinger beidseits bei geschlossenen Augen meine Nasenspitze finden und berühren. Ich schaffte alle seine Tests mit Bravur und galt weiterhin als gesunder, junger, strammer Bursche. Ein junger Mann, der eben erstmalig und überrascht Bekanntschaft mit der lieben D. machen durfte. Emotional überwältigt und wie paralysiert saß ich da und schloss die liebe D. in mein Herz. Oder besser gesagt, sie schloss sich in meinem Herzen ein und blieb.
Dort trug ich sie fortan weiter durch mein noch so junges Leben. Eine leibhaftig gewordene Lebenspartnerin, stets an meiner Seite, stets im Hintergrund, aber immer da. Bald lernte ich auch ihre große Schwester A. kennen. Gemeinsam im perfekt abgestimmten Teamwork halfen mir D. und A. bei fast allen großen Entscheidungen oder führten diese sogar mit Nachdruck herbei. Zum Glück vertraute ich immer wieder meiner eigenen inneren Stimme, ja meiner Intuition und übertönte damit den oftmals von D. generierten Lärm in mir. Dies dauerte allerdings eine Weile, bei vielen, ja viel zu vielen Streit- und Schreigesprächen mit D. musste ich als junger, tapferer Verlierer den Ring verlassen.
Als mir mein Großvater mütterlicherseits nach meiner Rückkehr von der mit der erfolgreichen Matura wohlverdienten Interrail Zugreise quer durch Europa in der damaligen Küche meiner Eltern als einzigen und jüngsten in der Familie offenbarte und ankündigte, dass er seinem Leben nach dem Ableben seiner Frau ein Ende setzen möchte und dies zwei Wochen danach auch tat, musste ich erkennen, dass die liebe D. wohl eine Freundin der Familie sein dürfte. Auch sein Vater wählte einen freiwilligen Austritt aus seinem Leben - als Künstlernatur wie sein Sohn wohl auch tief gezeichnet vom erzwungenen Mitwirken an einem Weltkrieg.
Mein Großvater wurde seines Zeichens als junger Mann und gezwungener Flieger für die Nazis in der Normandie abgeschossen, konnte sich mit dem Schleudersitz retten und kam, abseits der tiefen emotionalen Traumen, mit einer tiefen Kopfwunde nach dem Krieg nach Hause. So wurde es mir jedenfalls übermittelt, Genaueres weiß ich natürlich nicht, wird doch da und dort noch immer der Mantel des Schweigens über diese unmenschlichen Erlebnisse, dieses dunkle Kapitel der Menschheit ausgebreitet und so tief gehalten, dass möglichst an keiner Stelle Licht rein kann.
Als ich damals mit ihm in der Küche saß und mir mehrere Stunden lang seine Lebensgeschichte, ja, Erlebtes, Gedanken und Argumente für seinen Freitod anhörte, hatte ich davor in einem großen Kino am Leicester Square in London den Hollywood Blockbuster „Saving Private Ryan“ von Steven Spielberg gesehen. Dieser furchtbare Film spielt genau in der Normandie und zeigt auf schauderhaft realistische Art und Weise die Geschehnisse rund um die Invasion der Nazis in Frankreich. Als mir mein Großvater, seines Zeichens leidenschaftlicher Bildhauer, Holz- und Ton-Künstler, also dann in der bäuerlich eingerichteten Küche im elterlichenLandhaus aus 1757 von seinen Erlebnissen dort erzählte, hatte ich sofort diese grausamen Bilder im Kopf. Und er tat mir immens Leid - ja, ich konnte seine emotionale Welt sogar mitfühlen. Als er ein paar Wochen später beigesetzt wurde, war ich wohl der Einzige, der nicht weinte - irgendwie hatte ich zu viel Verständnis für seine Entscheidung entwickelt. Ich denke, aus heutiger Sicht betrachtet, auch da hatte die liebe D. ihre Finger im Spiel. Ein paar Tage davor schrieb ich unter Tränen den Song „Alright (As It Sings The Angels Choir)“ und hatte gemeinsam mit D. wohl schon viele Emotionen irgendwie musikalisch ver- oder besser gesagt bearbeitet.
Ja, D. ist eine Freundin der Familie und sie war schon länger in diesen familiären Kreisen präsent, dies war mir fortan klar. Auch meine, am 12.1. 2020 verstorbene Mutter war eine gute Freundin von D. Aber auch sie bekam gemäß ihrer Generation kaum bis nie die Chance mal ein ausführlicheres Gespräch mit D. zu führen. Auch sie schleppte die alte Familienfreundin still und heimlich, aber immer präsent mit durch ihr Leben und versuchte alles, um ihr nie wirklich genau zuzuhören. Sie ging erst gar nicht mit ihr in einen Ring.
Und was passiert mit Menschen, ja Gefühlen und Gedanken und Freunden wie die liebe D. wenn man ihnen keine Aufmerksamkeit und Zuwendung schenkt? Genau, sie werden immer lauter und werden alles Mögliche versuchen, um gesehen, gehört und wenn möglich sogar geliebt zu werden. Alles was mit dem Menschsein zu tun hat, möchte gesehen und unterm Strich am Ende bestenfalls geliebt werden. Und dies war wohl schon immer so. Ich mache gerne ein kleines, ja für mich eigentlich wahrlich großes Gedankenspiel und mache dieses nun, wenn du möchtest kurz mit dir:
Nenne mir irgendeine Jahreszahl - du kannst dich dabei gerne an unserer christlichen Zeitrechnung bedienen. Du kannst dich dabei auch ganz weit rauslehnen und zum Beispiel 7356 Jahre vor Christi Geburt sagen. Oder 1548 Jahre später. Egal, irgendeine Jahreszahl. Egal welche du mir nennst, lautet meine weitere Ausführung so: Auch in diesem Jahr, ja zu dieser Zeit im Irgendwann vor uns, lebte jemand von dir ihr oder sein Leben auf dieser Erde. Sonst wärst du heute de facto nicht hier. Kein Mensch wurde bisher bewiesenermaßen aus dem Nichts erfunden. Wir alle haben eine tausende Jahre alte Vorgeschichte. Egal ob zu Lebzeiten von dem von mir so geschätzten Siddharta Gautama oder Jesus von Nazareth ca. 500 Jahre später. Egal ob zur Zeit der Mayas, Ägypter, Römer oder dem Dreißigjährigen Krieg von 1618 bis 1648. Wir alle hatten da schon wen am und im Leben, sonst wären wir, wäre ich, wärst du heute im Hier und Jetzt nicht da.
Nenne mir irgendeine Jahreszahl - du kannst dich dabei gerne an unserer christlichen Zeitrechnung bedienen. Du kannst dich dabei auch ganz weit rauslehnen und zum Beispiel 7356 Jahre vor Christi Geburt sagen. Oder 1548 Jahre später. Egal, irgendeine Jahreszahl. Egal welche du mir nennst, lautet meine weitere Ausführung so: Dieses Gedankenspiel berührt mich immer wieder zutiefst mit Ehrfurcht, Dankbarkeit, Respekt und Liebe. Es ist nach heutigem Wissenstand nicht widerlegbar und zeigt mir, dass das Leben an sich das größte Geschenk ist, das man erhalten kann. Du, ich, wir alle sind de facto Teil eines großen Ganzen. Egal, ob wir das nun wollen oder ob es uns passt. Es ist so.
Nenne mir irgendeine Jahreszahl - du kannst dich dabei gerne an unserer christlichen Zeitrechnung bedienen. Du kannst dich dabei auch ganz weit rauslehnen und zum Beispiel 7356 Jahre vor Christi Geburt sagen. Oder 1548 Jahre später. Egal, irgendeine Jahreszahl. Egal welche du mir nennst, lautet meine weitere Ausführung so: Ich hatte bis heute viele, ja unzählige Momente des Schreiens und Streitens mit meiner Freundin D. Ich hörte ihr, zum Glück, auch mit professioneller Hilfe von anderen guten Freunden von D. in meinem bisherigen Leben immer wieder zu. Ich ging in den Ring mit ihr, kämpfte mit ihr, egal ob Schlammschlacht oder mit Boxhandschuhen und wollte, neugierig wie ich nun mal bin, auch immer wieder mehr, am liebsten von ihr selbst über sie Erfahren.
Nenne mir irgendeine Jahreszahl - du kannst dich dabei gerne an unserer christlichen Zeitrechnung bedienen. Du kannst dich dabei auch ganz weit rauslehnen und zum Beispiel 7356 Jahre vor Christi Geburt sagen. Oder 1548 Jahre später. Egal, irgendeine Jahreszahl. Egal welche du mir nennst, lautet meine weitere Ausführung so: Heute weiß ich, dies hat mir geholfen. Immer wieder aufs Neue. Meistens wird die liebe D. im Jänner, rund um meinen Geburtstag, und dem logisch folgenden Februar laut. Als hätte ich sie vergessen, beginnt sie in mir zu arbeiten, kämpft mit giftigen Gedanken gemeinsam mit ihrer Freundin A. um meine Aufmerksamkeit. Sie erinnert mich mit ihrer wohl Jahrtausende alten Erfahrung an Gedanken, Gefühle und Geschichten, die ich eigentlich nicht mehr am Screen der ach so modernen Gegenwart zu haben scheinte. Sie zeigt mir mit der für sie typischen Vehemenz, dass ich nicht alleine bin. Ja, ich lebe dieses Leben nicht nur für mich allein , sondern auch für alle meine unzähligen Vorfahren und Nachkommen. Dieses eine, meine Leben ist demnach ein viel größerer Auftrag als das Erfüllen sämtlicher Todo Listen und dem Auffüllen und Leeren von Kontoständen.
Ein kleines Beispiel: Als ich mit fünfzehn Jahren ein Tennisturnier in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesh, spielen durfte, wurde uns vor der Anreise gesagt, dass wir bettelnden Kindern niemals etwas geben dürften. Kein Geld, keine Süßigkeiten, nichts. Warum auch immer - manche Argumente wurden genannt, passierten meinen jugendlichen Gehörgang aber nicht wirklich - jedenfalls nicht bis nach innen. Da dieses Jugendweltranglistenturnier das erste einer Reihe von Turnieren im Asiatischen Raum war, flogen wir, ein Trainer, ein weiterer Spieler und Freund bis heute und ich, schon ein paar Tage früher dorthin ins völlig Unbekannte, um uns rechtzeitig zu akklimatisieren, hieß es. Wir waren in einem guten, ja für dortige Verhältnisse wahrlich noblen „Sheraton“ Hotel untergebracht und fuhren drei Tage vor Turnierbeginn immer mit einem für dort typischen Tuk Tuk, also einer kleinen, Vespa Ape ähnlichen Autorikscha zum Tennisplatz. Dieser hieß „Ramna Green“ und war wie ein Gefängnis mit hohen Mauern samt Stacheldraht an der Oberkante ummantelt. In diesen Mauern gab es kleine, offenbar mit Steinen von außen durchschlagene Löcher durch welche wir von Kinderaugen beim Tennisspielen beobachtet wurden. Auf den Straßen davor herrschte absolutes Chaos und unerträglicher Gestank und Lärm. Menschen schrien miteinander als wäre es die einzig mögliche Kommunikationsmöglichkeit, manche hockten am Straßenrand und machten unter ihrer Kutte ihr allmenschliches Geschäft ins Rinnsal. Was für ein Kulturschock für mich, unglaublich.
Ein kleines Beispiel: Zwei Tage lang beobachtete ich immer vor der Abfahrt mit dem Tuk Tuk hinter dem Hotel, dort wo die Küche die Speise- und Küchenreste einfach zu einer kleinen Mauer rauswarf, ein kleines, ca. fünfjähriges, typisch Indisch aussehendes Mädchen. Verwahrlost, schmutzig, mit großen Kulleraugen. Sie schleckte kaputte Eierschalen leer und stritt sich mit anderen Kindern um restliche Nudeln oder was auch immer der Küchenabfall so hergab. Ich fühlte mich wie ein Außerirdischer, wie ein untätiger Verbrecher, wie ein Mensch anderer Kategorie widerwillens.
Ein kleines Beispiel: Am dritten Tag, wir hatten uns gerade im Tuk Tuk abermals auf engstem Raum samt unserer vom Ausrüster zur Verfügung gestellten Tennisbags eingefunden, kam dieses Mädel dann plötzlich zu mir her gerannt und hielt ihre völlig dreckigen, verschmierten Finger zu mir rein ins Tuk Tuk. Ich wusste überhaupt nicht, was ich nun tun sollte, war ich doch schwer verunsichert durch unser vorangegangenes Anti-Bettler-Briefing. Spontan griff ich in mein Bag, da ich wusste, dass ich noch ein Stück Ritter Schokolade irgendwo aus der Anreise darin versteckt hatte. Ich nahm dieses einzige, kleine, quadratische Stück Schokolade und drückte es ihr in die Hand. Sie nahm das Stück in ihre rechte Hand, schloss diese und starrte mich an, bis wir abfuhren. Wenige Sekunden des beidseitig starren Augenkontakts später fuhr der Tuk Tuk Fahrer los. Ich blickte ihr nach so lange ich konnte - sie mir auch und hielt das kleine Schokoladenstück weiterhin in ihrer Hand. Ich deutete ihr nur mehr, dass sie es essen sollte, aber dann waren wir weg und sie für immer aus meinen Augen verloren.
Ein kleines Beispiel: Bis heute muss ich an dieses, damals nur ca. zehn Jahre jüngere, kleine Mädchen mit ihrem Kulleraugenblick und dem Schokostück denken. Tausende Male musste ich in meinen bald 44 Lebensjahren an diesen Moment denken. Wieso wurde sie dort geboren und ich hier? Wieso ist diese Welt so dermaßen ungerecht? Fragen, die wohl niemals eine Antwort finden werden.
Ein kleines Beispiel: Denn dieses Erlebnis steht für so viel Unerklärliches in unserer Welt. Auch damals wurde meine liebe Familienfreundin D. schon nach ein paar Tagen in dieser so fremden Umgebung mit Hilfe ihrer Freundin A. in mir fast unerträglich laut und drängte mich dazu, möglichst bald wieder nach Hause zu fliegen. Trotz ihrem Beisein und größtem Heimweh hielt ich irgendwie durch und spielte weiter, so gut ich halt konnte, Tennis. Absurd.
Viele, viele Jahre und unzählige Momente mit D. später, weiß ich, dass man die Depression nicht als Feindin, sondern eben als Freundin betrachten sollte. Ja, sie zeigt einem offensichtlich unabschüttelbar immer wieder aufs Neue, dass dieses Leben ein endlicher Prozess ist. Zumindest für mich und mein Leben gültig. Aber, wenn ich ihr zuhöre, ja sie mit meinen Sinnen wahrnehme, dann komme ich immer mehr zur klaren, ja wertvollen Erkenntnis, dass sie auch ein Teil dieses Geschenkes Leben ist. Sie gehört dazu. Sie ist ein Teil meiner Geschichte, ja von mir und all meinen Vorfahren. Je älter ich werde, um so klarer erscheint es mir, dass wir alle Freund und Freundin von D. sind. Auch, der von mir sehr geschätzte Viktor Frankl war schon vor einigen Jahrzehnten dieser Erkenntnis. Wir alle möchten vor allem eines: gesehen, geschätzt und im besten Falle geliebt werden. Und eben auch, die liebe Depression in uns allen.
Viele, viele Jahre und unzählige Momente mit D. später, weiß ich, dass man die Depression nicht als Feindin, sondern eben als Freundin betrachten sollte. Ja, sie zeigt einem offensichtlich unabschüttelbar immer wieder aufs Neue, dass dieses Leben ein endlicher Prozess ist. Zumindest für mich und mein Leben gültig. Aber, wenn ich ihr zuhöre, ja sie mit meinen Sinnen wahrnehme, dann komme ich immer mehr zur klaren, ja wertvollen Erkenntnis, dass sie auch ein Teil dieses Geschenkes Leben ist. Sie gehört dazu. Sie ist ein Teil meiner Geschichte, ja von mir und all meinen Vorfahren. Je älter ich werde, um so klarer erscheint es mir, dass wir alle Freund und Freundin von D. sind. Auch, der von mir sehr geschätzte Viktor Frankl war schon vor einigen Jahrzehnten dieser Erkenntnis. Wir alle möchten vor allem eines: Siddharta Gautama kam, meines Erachtens, als Mensch wie du und ich, nur halt vor ca. 2500 Jahren, ebenfalls zu dieser Erkenntnis summa summarum. Das Leben ist Leiden. Sein, wie mein und dein Leben ist ein zeitlich begrenzter Prozess. Wenn man dies, gerne auch mit Hilfe der lieben D., zeitlebens verinnerlicht, sich klar vor Augen führt, darüber aus der Stille heraus meditiert und sinniert (ich mag dieses Wort im positivsten Sinne), beginnt das Leben irgendwie jeden Tag aufs Neue von vorne. Das Leben ist und bleibt eine tägliche Geschichte.
Viele, viele Jahre und unzählige Momente mit D. später, weiß ich, dass man die Depression nicht als Feindin, sondern eben als Freundin betrachten sollte. Ja, sie zeigt einem offensichtlich unabschüttelbar immer wieder aufs Neue, dass dieses Leben ein endlicher Prozess ist. Zumindest für mich und mein Leben gültig. Aber, wenn ich ihr zuhöre, ja sie mit meinen Sinnen wahrnehme, dann komme ich immer mehr zur klaren, ja wertvollen Erkenntnis, dass sie auch ein Teil dieses Geschenkes Leben ist. Sie gehört dazu. Sie ist ein Teil meiner Geschichte, ja von mir und all meinen Vorfahren. Je älter ich werde, um so klarer erscheint es mir, dass wir alle Freund und Freundin von D. sind. Auch, der von mir sehr geschätzte Viktor Frankl war schon vor einigen Jahrzehnten dieser Erkenntnis. Wir alle möchten vor allem eines: Die liebe D. kann aber natürlich immer wieder unbeschreiblich nerven, einen gedanklich und einhergehend emotional quälen und einem den Tag oder das tägliche Erleben erschweren, klar, keine Frage. Das Leben und Erleben mit D. ist kein Honiglecken. Das ganze Leben ist und bleibt per se kein Honiglecken und deshalb gehört sie dazu und hat mir schon in vielen Lebenssituationen auch sehr geholfen.
Viele, viele Jahre und unzählige Momente mit D. später, weiß ich, dass man die Depression nicht als Feindin, sondern eben als Freundin betrachten sollte. Ja, sie zeigt einem offensichtlich unabschüttelbar immer wieder aufs Neue, dass dieses Leben ein endlicher Prozess ist. Zumindest für mich und mein Leben gültig. Aber, wenn ich ihr zuhöre, ja sie mit meinen Sinnen wahrnehme, dann komme ich immer mehr zur klaren, ja wertvollen Erkenntnis, dass sie auch ein Teil dieses Geschenkes Leben ist. Sie gehört dazu. Sie ist ein Teil meiner Geschichte, ja von mir und all meinen Vorfahren. Je älter ich werde, um so klarer erscheint es mir, dass wir alle Freund und Freundin von D. sind. Auch, der von mir sehr geschätzte Viktor Frankl war schon vor einigen Jahrzehnten dieser Erkenntnis. Wir alle möchten vor allem eines: Es gibt kein schlechtes Gefühl, außer man ignoriert oder bekämpft es. Was da ist, ist da. Und es gilt die Zeit zu nützen, denn sie ist rar.
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