Ausgabe 15 - 14. Februar 2023 - Alles aus dem Nichts
Show notes
ROMANTICK - Gefühle, Gedanken, Geschichten: Der Podcast von Axel Wolph.
Axel Wolph schreibt endlich (wieder). Nicht nur Songs und Liedertexte, nein, er startet seinen eigenen, ersten Podcast, schreibt und liest Essays und Kurzgeschichten. Ehrliche, autobiografische Einblicke in ein Künstlerleben, das mit einer wildromantischen Kindheit einst seinen Anfang fand...
Show transcript
PODCAST Ausgabe 15 - 14.02.23
SIGNATIONBEGRÜßUNG - Corona, Stille, Lieber Februar-Video Performance Google Ads, Songwriting. Persönliches Teilen.
TITEL: Alles aus dem Nichts.
Heute, an diesem kalten, nebeligen und bei mir durch meine Post Covid Lethargie sich etwas düster darstellenden Valendienstag, möchte ich meine wöchentlichen Kurzreferate thematisch ein paar Schritte in Richtung meines Daseins und Schaffens als Singer-Songwriter, Liedermacher und Komponist sowie auch Musikproduzent bringen. Ich beginne mit zwei mir schon sehr oft gestellten Fragen, sei es in Interviews oder aber auch nach Konzerten oder von Freunden und meinem Umfeld: 1. Wie und warum schreibst du Songs? Und 2. Wie kannst du so viel Persönliches so direkt und unverblümt von dir preisgeben und mit der Außenwelt teilen?
Nun gut, immer der Reihe nach. Zuerst mit einem wunderbaren Zitat von dem von mir sehr geschätzten Brian Eno aus dem sehenswerten Dokumentarfilm „Here Is What Is“ von und mit Daniel Lanois. Beide ihres Zeichens sogenannte Weltkünstler im Bereich der Musik und Musikproduktion:
Nun gut, immer der Reihe nach. Zuerst mit einem wunderbaren Zitat von dem von mir sehr geschätzten Brian Eno aus dem sehenswerten Dokumentarfilm „Here Is What Is“ von und mit Daniel Lanois. Beide ihres Zeichens sogenannte Weltkünstler im Bereich der Musik und Musikproduktion: „Beautiful things grow out of shit. Nobody ever believes that. Everyone thinks that Beethoven had his string quartets completely in his head—they somehow appeared there and formed in his head—and all he had to do was write them down and they would be manifest to the world. But what I think is so interesting, and would really be a lesson that everybody should learn, is that things come out of nothing. Things evolve out of nothing. You know, the tiniest seed in the right situation turns into the most beautiful forest. And then the most promising seed in the wrong situation turns into nothing. I think this would be important for people to understand, because it gives people confidence in their own lives to know that’s how things work.
Nun gut, immer der Reihe nach. Zuerst mit einem wunderbaren Zitat von dem von mir sehr geschätzten Brian Eno aus dem sehenswerten Dokumentarfilm „Here Is What Is“ von und mit Daniel Lanois. Beide ihres Zeichens sogenannte Weltkünstler im Bereich der Musik und Musikproduktion: If you walk around with the idea that there are some people who are so gifted—they have these wonderful things in their head, but you’re not one of them, you’re just sort of a normal person, you could never do anything like that—then you live a different kind of life. You could have another kind of life where you could say, well, I know that things come from nothing very much, start from unpromising beginnings, and I’m an unpromising beginning, and I could start something.“
Nun gut, immer der Reihe nach. Zuerst mit einem wunderbaren Zitat von dem von mir sehr geschätzten Brian Eno aus dem sehenswerten Dokumentarfilm „Here Is What Is“ von und mit Daniel Lanois. Beide ihres Zeichens sogenannte Weltkünstler im Bereich der Musik und Musikproduktion: Diese wunderbaren Zeilen sprechen mir zur Gänze aus der Seele und beschreiben auch ganz gut den Prozess des Schreibens. Als ich mit 14 Jahren zum Songs schreiben begann, hatte ich keine Sekunde darüber nachgedacht, wie und warum ich mich hinsetze und zu den einfachsten Gitarrenakkorden sich reimende, englische Wortfetzen in mein Notizbuch notiere. Ich war unglücklich verliebt, die Pubertät begann und voller Emotionen, die ich entweder am Tennisplatz oder eben mit einer Gitarre am Schoß ans Tageslicht bringen wollte. Mir war auch völlig egal, ob meine ersten kreativen Ergüsse qualitativ von Wert waren. Ich liebte schlicht den Prozess des Erschaffens - dieses Gefühl aus dem Nichts etwas Erlebbares geschaffen, ja realisiert zu haben. Diese ersten Songs dann mit meiner Teenage Grunge Punkband namens „Mindcure“ im Trio zu spielen war einfach ein großartiges Erlebnis und erfüllte mich mit riesiger Freude und ja, Spaß. Musik ist bis heute für mich einfach etwas Übermenschliches geblieben. Durch das Schreiben oder Spielen eines Instrumentes bekommt man Zugang zur wundervollen Welt der Musik, ja, Zutritt ins Reich dieser universellen Sprache.
Ich hatte damals nie Zweifel daran, dass ich auch so gute Songs schreiben könnte wie jene Menschen, die mich mit ihren Songs, ihrer Musik bewegten. Egal, ob es nun Beethovens Klavierstücke als junger Klavierschüler oder die Beatles Platten meines Vaters oder etwas später Grunge Songs à la Nirvana waren, völlig egal. Musik bewegte mich und ich fühlte mich als einer von denen. Als einer jener Menschen, die Musik generieren und mit der Welt da draußen offenherzig teilen. Ich empfand es nie als zwei Welten - ich fühlte mich nie als Songwriter oder Mensch zweiter Klasse. Lennon schrieb Songs, Cobain schrieb Songs, Costello schrieb Songs,…sie alle schrieben Songs und ich eben auch. Dies mag aus heutiger, erwachsener Sicht naiv und auch auf eine gewisse Art und Weise arrogant wirken. Es war weder noch: Mein Gefühl war genau richtig. Nur weil ich kein Weltstar gemessen an Reichweite oder Following oder Millionen am Konto geworden bin, heißt es noch lange nicht, dass ich nicht einer von ihnen bin. In einer Selbsthilfegruppe von anonymen Songwritern würde ich mit geschwellter Brust nun aufstehen und coram publico „Ich heiße Axel und ich bin Songwriter!“ sagen.
Somit zur Frage 1: Wie und warum schreibst du Songs? Die Antwort auf diese Frage habe ich über die letzten zwanzig Jahre schon ganz gut üben dürfen. Ich schreibe de facto eigentlich immer. Jeden Tag sammle ich Gedanken, Gefühle, Wortfetzen, Ideen, Harmonien, Eindrücke, was auch immer. Ich sauge mein Leben und Erleben auf, wie ein Schwamm. Ich bin demnach ein Jäger und Sammler was Puzzlestücke für Musik angeht. Mein iPhone ist voll mit Instrumentalideen am Klavier und an der Gitarre. Beinahe jedes Mal, wenn ich spiele, nehme ich irgendeine Idee oder gleich mehrere am iPhone auf. Wenn dieses deppate Kastl schon einen Sinn haben mag - für mich jedenfalls diesen. Früher am Kassettendeck meines Sony Ghettoblasters, dann auf meinem portablen Minidisc Recorder, dann am mobilen Tascam Aufnahmegerät und schließlich auf meinen iPhones. Und deshalb arbeite ich im Entstehungsprozess auch niemals mit Noten - auch dies werde ich oft gefragt. Ja, ich habe als Kind Noten lesen und schreiben gelernt - ich lernte ja Klavier von fünf bis zwölf. Um mir Ideen zu merken oder um zu komponieren, verwende ich allerdings nie die Notenschrift.
Somit zur Frage 1: All diese Puzzlesteine gedeihen und arbeiten in mir bis zum Zeitpunkt x auf der Zeitachse, wo ich dann wieder bei einem Instrument sitze und aus den vielen Mosaiksteinchen ein Ganzes forme. Dieser Prozess ist schlicht großartig und die absolute Erfüllung für mich. Dieser Prozess ist vor allem dann so erfüllend, wenn ich keine störenden Gedanken wie „Ist das gut genug?“ oder dergleichen zulasse. Wenn es mir gelingt, mich einzig und alleine auf mein Gefühl, meine Intuition zu verlassen, dann kommt auch immer was Schönes, Brauchbares, Sinnbringendes dabei raus.
Somit zur Frage 1: Über die Jahre ist mir natürlich klar geworden, dass man Musik auch anders, vielleicht auch kommerziell viel erfolgreicher kreieren könnte. Viele meiner Kollegen arbeiten mittlerweile ganz anders. Man trifft sich in sogenannten Songwriting-Camps - meistens von irgendwelchen Musikverlagen organisiert - um gemeinsam Songs für bekannte InterpretInnen oder auch schlicht für sich selbst zu schreiben. Viele Hits sind so natürlich schon entstanden. Mich hat so etwas niemals interessiert. Dies heißt nicht, dass ich nicht auch mit anderen Musik schreiben könnte - der alleinige, solo mio Prozess aus dem Nichts etwas zu erschaffen, bedeutet mir aber unvergleichlich mehr. Dass man sich so weder nach Trends oder erfolgsversprechenden Konzepten orientiert ist naheliegend, der kleinere bis hin zu fehlende kommerzielle Erfolg oftmals vorprogrammiert.
Somit zur Frage 1: Wenn dann doch immer wieder einzelne Songs sogar in rein kommerziell orientierten sogenannten Formatradios laufen oder in diversen Charts auch große, namhafte Produktionen und Namen hinter sich lassen, überrascht dies natürlich immer wieder positiv und bringt auch Freude mit sich. So geschehen zum Beispiel mit meinen „Wedding Songs“ von 2007 in den USA sowie mit einem meiner ersten Songs in meiner Muttersprache „Vorüber gehen“ im hiesigen Hitradio Ö3 letztes Jahr. Egal.
Somit zur Frage 1: Wunderschön ist es in den letzten Jahren für mich auch immer wieder, wenn ich mich im Haus oder in meinem Studio einfach zu einem Klavier setze und völlig frei drauf los spiele. Ohne Plan, ohne Idee, ohne über Wochen und Monate gesammelter Mosaiksteinchen im Kopf. Einfach spielen, wonach mir gerade ist. Diese Sammlung von Klavierstücken mit dem Titel „Piano, piano“ möchte ich vielleicht sogar heuer noch mit euch teilen. Drei Stücke mit den Titeln „Donau“, „Ewigkeit“ und „Quelle“ (alle feat. Florian Eggner am Cello) habe ich bereits veröffentlicht - diese gibt es überall im Streaming oder aber auch auf meiner Website sowie auch auf YouTube als Videos.
Somit zur Frage 1: Frage 1 ist somit, denke ich, beantwortet. Man könnte jetzt natürlich noch weiter ins Detail gehen, dazu hab ich aber gerade keine Lust. Vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt x auf der Zeitachse.
Sehr oft wurde und werde ich eben auch Frage Nummer 2 von heute gefragt: Wie kannst du so viel Persönliches so direkt und unverblümt von dir preisgeben und mit der Außenwelt teilen? Am liebsten beantworte ich diese Frage immer mit einer kurzen Gegenfrage: „Wie kann man das nicht?“ Klingt auch viel arroganter und abgehobener als ich es meine. Für mich war es seit jungen Jahren immer ganz natürlich, meine Gedanken und Gefühle zu kommunizieren. Wer mich „Wie geht es dir?“ fragt, bekommt eine ehrliche, manchmal auch längere Antwort. Von mir kann man auch erfahren, wie es mir geht, wenn man mich nicht direkt danach fragt. Dies mag für viele verstoßend und unsympathisch sein. Meine Familie und besten Freunde schätzen allerdings diese Seite von mir - vermute und hoffe ich. Ich glaube sagen zu können, dass ich emotional ehrlich bin. In den USA war dies immer sehr amüsant. Die Amis, wie wir hierzulande salopp zu den US Bürgern sagen, reagierten sehr oft verstört, wenn ich die Begrüßungsfloskel „Hi, how’s it going?“ oder „Hey, how are ya?“ Etwas konkreter als erwünscht beantwortete. Aber ich mag dies auch bei anderen Menschen. Gerade auch Künstler, die autobiografisch schreiben, berühren mich und schätze ich sehr. John Lennons Soloalbum „Plastic Ono Band“ haute mich damals als Teenager beinahe um. Damals fragte ich mich auch noch „Wahnsinn, wie kann man so ehrlich sein zu jedem?“. Faszinierend, hervorragend, mutig, großartig. Wenn wir schon das Maul aufmachen, dann wenigstens mit aufrichtigen und ehrlichen Worten. Und gleichzeitig akzeptiere ich mittlerweile - dies war nicht immer so - auch voll und ganz, wenn jemand mit meiner Ehrlichkeit, meiner Musik, meinen autobiografisch geprägten Texten bis hin zu diesem Podcast nichts anfangen kann. Jede und jeder kann mich zu jederzeit einfach wegzappen - wie ein schlechtes Programm im Fernsehen oder auf Mausklick im Internet. Oftmals reagieren gerade Männer so richtig verstört auf meine emotionale Offenheit. Aber: I can deal with it. Mir fehlt die Arroganz zu glauben, dass meine Geschichten, Gedanken und Gefühle irgendjemanden interessieren. Teilen tue ich sie dennoch. Von Herzen gerne. So, wie ich auch weiter Musik schreibe und teile.
Da fällt mir spontan folgendes Lennon Zitat, gestohlen von Oscar Wilde, ein: „Life is what is happening to you, while you are busy making other plans.“ Egal ob Musik oder Texte oder Bücher schreiben: Es geht um den Prozess an sich. Das Ergebnis ist per se uninteressant. Der Moment des Schaffens zählt. Und wenn der Moment ein guter ist, dann kommt auch etwas Schönes dabei raus. Wenn nicht, dann eben nicht. Aber genau diesen Prozess sollte man zulassen. Dies bedarf nicht viel an Mut. Wenn man dabei Scheiße baut, baut man dabei eben Scheiße. Sorry für die Wortwahl. Es gibt de facto keine Angst vorm Scheitern. Die Angst vorm Scheitern ist oftmals nichts als ein großartiger Beweis dafür, dass man kreativ sein kann. Ich finde es immer wieder witzig und schauderhaft zugleich, welch unglaubliche Horrorszenarien in so vielen Köpfen da draußen entwickelt und kreiert werden, oftmals begleitet von den Worten „Ich kann nicht kreativ sein“. Paradox.
Wenn man sich furchtbare Dinge ganz klar vorstellen kann, dann kann man sich auch ganz wundervolle Dinge vorstellen. In der englischen Sprache liegt dieses Faktum noch viel näher beisammen: „Using or abusing your imagination“. Zwei Buchstaben machen den Unterschied. Traumhaft.
Ja, mir ist schon klar, dass nicht jeder Mensch mit der gleichen Vorstellungsgabe von Natur aus ausgestattet wird. Klar, hier gibt es Unterschiede - so, wie wir eben alle unsere genetischen Voraussetzungen, Prägungen und Talente haben. Ich glaube aber schon, dass nahezu jeder Mensch sinnbringend kreativ sein kann. Und genau darum geht es: um den Prozess des kreativen Handelns an sich. Niemals um das Ergebnis oder gar irgendeinen Erfolg damit. Schlicht um das bewusst positiv eingesetzte Vorstellungsvermögen und Handeln damit. „No hell below us, above us only sky.“, schrieb Lennon zutreffend. Die Grenzen beim Träumen setzt man sich nur selbst.
Ja, mir ist schon klar, dass nicht jeder Mensch mit der gleichen Vorstellungsgabe von Natur aus ausgestattet wird. Klar, hier gibt es Unterschiede - so, wie wir eben alle unsere genetischen Voraussetzungen, Prägungen und Talente haben. Ich glaube aber schon, dass nahezu jeder Mensch sinnbringend kreativ sein kann. Und genau darum geht es: Was am Ende dabei rauskommt, sieht man dann, wenn man fertig ist. So wie auch dieses kleine Kurzreferat von heute. Ich verfolge keinen Plan mit diesem Podcast. Ich habe kein Konzept. Ich habe das Schreiben nicht studiert. Ich schreibe einfach. Ich teile, weil ich das Leben liebe. Ich liebe, weil ich das Teilen lebe. Wenn es manchmal auch noch so holprig läuft und man beinahe in den unzähligen Androhungen und Störgeräuschen von außen zu ersticken droht.
Ja, mir ist schon klar, dass nicht jeder Mensch mit der gleichen Vorstellungsgabe von Natur aus ausgestattet wird. Klar, hier gibt es Unterschiede - so, wie wir eben alle unsere genetischen Voraussetzungen, Prägungen und Talente haben. Ich glaube aber schon, dass nahezu jeder Mensch sinnbringend kreativ sein kann. Und genau darum geht es: Es gilt die Zeit auch kreativ zu nützen, denn sie ist rar…und Morgen viel früher wieder zu Ende als Gestern noch war.
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