Ausgabe 11 - 10. Jänner 2023: Angst oder Zuversicht?

Show notes

ROMANTICK - Gefühle, Gedanken, Geschichten: Der Podcast von Axel Wolph.
Axel Wolph schreibt endlich (wieder). Nicht nur Songs und Liedertexte, nein, er startet seinen eigenen, ersten Podcast, schreibt und liest Essays und Kurzgeschichten. Ehrliche, autobiografische Einblicke in ein Künstlerleben, das mit einer wildromantischen Kindheit einst seinen Anfang fand.

Show transcript

PODCAST Ausgabe 11 - 10.01.23

SIGNATIONBEGRÜßUNG

ANGST ODER ZUVERSICHT - Ein neues Jahr - here we go again - oder kommt doch alles anders?

Nun sitze ich wieder da, hier in meinem Studio und sinniere für euch vor mich hin. Frisch zurück aus meiner kurzen Winterauszeit im geliebten Mojacar in Andalusien. 14 Tage gemeinsam mit meiner Familie im unwinterlich angenehm warmen Spanischen Süden - täglich wildromantisch kitschige Sonnenaufgänge, keine Todo-Listen, kein Notizbuch, kaum Stress, fast täglicher Morgenlauf und Tennis mit meinen drei Söhnen. Finanzen hinten angestellt, gut essen, bissl Motorradfahren durch diese atemberaubende Landschaft, ausschlafen, dies und das. Ja, ich muss mir selbst ehrlich eingestehen: mich hat ein wenig der Post-Auszeit-Blues erwischt.Dies ist aber natürlich auch kein Wunder und ich überrasche mich damit nicht wirklich selbst. Der Kontrast von dort zu hier ist schon immens und je älter ich werde, desto schwerer fällt es mir, mich sich stets verändernden Lebensumständen anzupassen. Mein fast 75-jähriger Vater sieht dies mittlerweile gelassen und betrachtet dies als part of the deal des Älterwerdens. Okay, ich hadere noch damit. Aber warum? Gute Frage. Hier ein erster spontaner Antwortsversuch:Weil ein Jahreswechsel auch immer wieder einen quasi Neustart bedeutet. Quasi deshalb, weil es ja eigentlich gar keinen Jahreswechsel gibt - ja, wir Menschen haben den Kalender erfunden und uns damit selbst erklärt, dass die Erde in ca. 365 Tagen rund um die Sonne kreist. Schön, aber unterm Strich ist trotzdem alles immer nur ein neuer Tag nach dem anderen und das Leben schreitet genau in diesem Tempo voran und nicht anders. Ich hadere wohl deshalb damit, weil man mit fortschreitendem Alter oft genug erfahren musste, was so ein Jahr alles mit sich bringen kann: Erfolge, Misserfolge, gute wie schlechte Überraschungen, Krankheiten, Sorgen, alles was eben dazu gehört zum Dasein. Wünsche, Träume, Enttäuschungen…und unzählige Gefühle, manche schön, manche furchtbar. Und so ein Jahreswechsel, ja, so ein Neujahr kann sich gedanklich oft auftürmen wie eine riesige Feuerwalze, wie damals in Kalifornien leibhaftig erlebt oder ein emotionaler Tsunami, der bedrohlich am Horizont des eigenen Geistes gefühlt, ja imaginär immer näher kommt.In Spanien hab ich in den letzten Zwei Wochen tatsächlich auch Medienfasten praktiziert - keine bis kaum Nachrichten im TV gesehen oder online gelesen, wenn auf Social Media präsent, dann eher freudvoll teilend und nicht konsumierend. Auch dies tat natürlich gut und beruhigte mich innerlich. Zurück im gewohnten Umfeld wollte ich gleich wieder wissen, was denn da draußen in der sogenannten großen, weiten Welt so passiert: schauderhaft, angsteinflößend. Horrende Energiepreise und Lebenskosten, Krieg, Bedrohungen, Leid und Wahnsinn. Das alte übliche Dilemma widergespiegelt auf allen Kanälen. Hier wäre ein Neustart einhergehend mit einem Neujahr auch mal wünschenswert. Dies ist naiv, ich weiß.Genauso naiv, wie zu glauben, dass sich in meinem eigenen Leben schlagartig alles verbessern könnte. Aber dies hofft man doch insgeheim, oder? Ab jetzt wird alles besser, denkt man, ja, hofft man. Ab jetzt kann ich vieles, wenn nicht alles viel besser machen als im letzten 365-Tage-Rundumdiesonnelauf. Mumpitz. Bullshit. Dumpfbackenfutter.Somit nährt ein solcher Jahresbeginn auch immer wieder die inneren, althergebrachten Ängste. Aber man begrüßt diese per se nicht salopp oder easy-going wie alte Bekannte mit „Hallo, wie gehts?“, sondern startet das auf Horror-Hypothesen basierende Kopfkino und schreibt ungewollt sein eigenes, eventuell mögliches Untergangsdrehbuch. Ja, es könnte im neuen Jahr alles schief gehen. Ja, all meine Ängste und Sorgen, gerade als dreifacher Familienvater, könnten wahr werden. Aber genau auf diesem mind games trip bleibe ich nicht hängen. Zu oft schon erlebt und es kam dann doch immer wieder anders und tatsächlich besser als jemals erdacht. Dies erinnert mich gerade an die von mir so geschätzte US-Amerikanische Serie „This is Us“. Zwei der ProtagonistInnen, das Ehepaar Beth und Randall Pearson, machen immer wieder ein sogenanntes „Worst Case Szenario“-Spiel, wo sie sich gegenseitig offen und ehrlich sämtliche Horrorszenarien und die einhergehenden Ängste gegenseitig schildern. Großartig, wie ich finde, denn dieser direkte, konkrete, ja mutige Diskurs zweier Lebenspartner hilft tatsächlich im Umgang mit unseren alltäglichen, urmenschlichen Ängsten. Durch das klare, transparente, emotional ehrliche Ansprechen und Schildern werden Ängste oft am Keim erstickt. Und genau darum gehts, unterm Strich: unkontrollierte, unbewusste Gedanken erzeugen Gefühle und können sich wie ein innerlicher Tornado hochschrauben.Ich transformiere durch bewusst aufgesuchte Stille, ja dem Wachsein ohne zu denken, ja, Meditation, diese negative Energie gerne und sinnbringend in Zuversicht und Vertrauen an meine eigene Fügung. Ich formuliere dann lieber so klar wie möglich meine Wünsche und schreibe diese nieder. „Auf Papier können Worte verweilen“ singe ich und schrieb ich in „Nachts“, meinem letzten Song für mein „ROMANTICK“ Album. Die eigene Vorstellungsgabe bewusst einsetzen, um klare Visionen, Träume und Wünsche zu definieren. Und dies resultiert dann schönerweise immer wieder in Zuversicht. Oftmals sogar in Vorfreude auf das Ungewisse. „You have come so far“ singe ich im opening song meines „MA’AN“ Albums - und genau diese Message, ja dieses sinnvolle Gedankenspiel möchte ich euch heute auch mitgeben für die kommende, dritte Woche des neuen Jahres 2023: Dass man hier und heute sein darf und sein kann, beruht auf der Tatsache, dass man schon sehr viel im Leben geschafft und gemeistert hat. Das Jetzt, ja das Sein in diesem Moment ist der schönste Beweis dafür, dass man sich den Herausforderungen des Lebens erfolgreich stellen kann. „Everything is happening for you and not to you“, sagt die spirituelle Lehrerin Byron Katie gerne. Ja, dem kann ich tatsächlich etwas abgewinnen.Ich habe demnach für 2023 tatsächlich viel Schönes, Traumhaftes und Erfüllendes auf meiner Wunschliste. Und ich freue mich drauf, wie auch immer alles passieren wird. Ich möchte mich weiterhin tagtäglich auf die Suche nach freudvollen Momenten begeben. Ich möchte für meine Söhne, meine Familie und Freunde da sein - ich möchte meine Leidenschaft für Musik, Kunst und Sport weiterleben und ja, auch da und dort mit euch meine Phreude, Gedanken, Gefühle und Geschichten teilen dürfen. Wie auch hier in meinem ROMANTICK Podcast - es gilt die Zeit zu nützen, denn sie ist rar.

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