Ausgabe 10 - 30. November 2022: Meeting with a stranger (Teil 4): Die Nacht am Flughafen in Washington

Show notes

Axel Wolph schreibt endlich (wieder). Nicht nur Songs und Liedertexte, nein, er startet seinen eigenen, ersten Podcast, schreibt und liest Essays und Kurzgeschichten. Ehrliche, autobiografische Einblicke in ein Künstlerleben, das mit einer wildromantischen Kindheit einst seinen Anfang fand.

Show transcript

MEETING WITH A STRANGER - BEGEGNUNGEN DER BESONDEREN ART (Teil 4): Die Nacht am Flughafen in Washington

Nun ist es also erstmals passiert: ich konnte den Dienstag Jour Fixe für meinen Podcast diese Woche aufgrund einer dringlichen Filmmusik-Abgabe nicht einhalten. Da ich für meinen Podcast keine Geschichten vorproduziere, sondern mir tatsächlich jeden Dienstag Vormittag die Zeit zum Schreiben und Vorlesen bzw. Einsprechen nehme - siehe auch meine Geschichte „Disziplin ist die Kunst, sich die Freiheit zu nehmen“ vom 18. Oktober - komme ich diese Woche erst heute dazu. Ich hoffe, es nimmt mir niemand übel und ihr seid weiterhin dabei, wenn ich irgendwas aus meinem Leben zum Thema „ROMANTICK - Gefühle, Gedanken, Geschichten“ zuerst in meinen Studio Apple tippe und dann vorlese.

Nun ist es also erstmals passiert: Irgendwie beschäftigt mich derzeit immer noch das Thema bzw. die Rubrik „Meeting with a stranger“. Da gabs doch noch mehr in meinem Leben als die paar bisher geteilten Geschichten, sei es mit Tier oder Mensch gewesen, fällt mir gerade retrospektiv auf. Und ich finde, genau in Zeiten wie diesen, wo Unsicherheit und Ungewissheit permanent zum Thema gemacht wird in allen Medien, tut es gut, wenn man sich an derartige Treffen und Momente der schrägen, ja oft magischen Zusammenkunft mit Unbekannten erinnert.

Nun ist es also erstmals passiert: Während meiner Zeit in Los Angeles lernte ich, dass es oft sehr gut tut, wenn man bewusst eine falsche Abzweigung, ja einen unbekannten Weg einschlägt, einen bewussten Perspektivenwechsel sozusagen. Damals praktizierte ich dies gerne mit dem Auto - gerade in LA, wo man täglich stundenlang im Auto sitzen muss, wenn man auch nur irgendwas machen möchte. Ich hatte damals nie ein Navi bei mir - es war noch die Zeit vor Smartphones und Navi immer und überall - und musste mich so oftmals rein auf meine Sinne und Erinnerung verlassen. Gerade an Tagen, wo ich mir bewusst eine Auszeit vom Schreiben, Aufnehmen, Livespielen oder dem Stress vor Ort nahm, setzte ich mich ins Auto und fuhr frei drauf los. „Jetzt rechts, jetzt links“ sagte ich am Steuer meines PT Cruisers zu mir und fuhr dann oft so lange, bis ich mich wieder irgendwie orientieren konnte. Und im weitläufigen Los Angeles und Kalifornien kann dies auch mal einige Stunden dauern. Das Schräge und Schöne daran ist, dass ich mich bis heute an wohl jede dieser Irrfahrten ins Unbekannte erinnern kann. Heutzutage fahre ich - sofern es nicht November, Dezember, Jänner oder Februar ist - gerne mit dem Motorrad ins Blaue. So hab ich in den letzten Jahren hier in meiner alten, neuen Heimat auch dieses kleine Dreiländereck gut kennengelernt - auch ein schöner Fleck Erde, wow, aber dies wird vielleicht mal eine andere Dienstagsgeschichte.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ schrieb schon der von mir so geschätzte Hermann Hesse 1941 in seinem wunderschönen Gedicht „Stufen“. Ja, damit hat dies wohl alles etwas zu tun. All meine bewussten Irrfahrten, meine bewusst gewählten neuen Perspektiven und Handlungen schlagen zeitlebens in diese Kerbe. „Sei mutig und gehe neue, unbekannte Wege“, sagte ich schon oft zu mir in meinen fast 44 Lebensjahren. Und stets: „Folge deinem Herzen, mache wofür du innerlich brennst!“. Am Ende „kommt doch alles so, wie es war“ singe ich in meinem Romantick-Song „Wie es war“. Ja, aber die Erlebnisse durch diesen Mut zum Kopfsprung ins Unbekannte, machen dieses eine Leben auch so lebenswert.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ schrieb schon der von mir so geschätzte Hermann Hesse 1941 in seinem wunderschönen Gedicht „Stufen“. Ja, damit hat dies wohl alles etwas zu tun. All meine bewussten Irrfahrten, meine bewusst gewählten neuen Perspektiven und Handlungen schlagen zeitlebens in diese Kerbe. „Sei mutig und gehe neue, unbekannte Wege“, sagte ich schon oft zu mir in meinen fast 44 Lebensjahren. Und stets: Nun zur heute erinnerten Geschichte zum Thema „Meeting with a stranger“. 2007 folgte ich einem inneren Ruf und begab mich samt neuem Album „Wedding Songs“ zum zweiten Mal und erstmals ganz alleine nach Los Angeles. Ja, genährt und motiviert vom Traum, es dort, in der sogenannten großen, weiten Welt, mit meiner Musik zu versuchen. Die Songs selbst hatte ich in meinem Wiener United Indies Studio, im Souterrain des Haarsalons „folgeeins“ meiner Lebenspartnerin Athena, fertig aufgenommen und gemischt. Ich wollte neue Songs schreiben, mein quasi fertiges, noch ungemastertes Album promoten (es lief dann auf rund 90 Radiostationen an der Westküste!) und wenn möglich, auch mal live spielen in der Stadt der verlorenen Engel, wie man sie vor Ort gerne und zutreffend nennt.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ schrieb schon der von mir so geschätzte Hermann Hesse 1941 in seinem wunderschönen Gedicht „Stufen“. Ja, damit hat dies wohl alles etwas zu tun. All meine bewussten Irrfahrten, meine bewusst gewählten neuen Perspektiven und Handlungen schlagen zeitlebens in diese Kerbe. „Sei mutig und gehe neue, unbekannte Wege“, sagte ich schon oft zu mir in meinen fast 44 Lebensjahren. Und stets: Ich wählte eine Flugroute von Wien, meiner damaligen Homebase, via Washington nach Los Angeles. Am Flughafen in Wien hatte ich kurz vorm Boarding noch eine, für mich legendär heftige Panikattacke. Ja, ich konnte vor Angst kaum den Flieger betreten - es gab jedoch keinen Weg mehr zurück. Da musste ich jetzt durch.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ schrieb schon der von mir so geschätzte Hermann Hesse 1941 in seinem wunderschönen Gedicht „Stufen“. Ja, damit hat dies wohl alles etwas zu tun. All meine bewussten Irrfahrten, meine bewusst gewählten neuen Perspektiven und Handlungen schlagen zeitlebens in diese Kerbe. „Sei mutig und gehe neue, unbekannte Wege“, sagte ich schon oft zu mir in meinen fast 44 Lebensjahren. Und stets: In Washington, müde vom Flug angekommen, musste ich sogleich zum sogenannten „Immigration Procedure“, sprich zur mühsamen Einreisescheiße. Dort warteten in einem ca. zwei Meter niedrigen (ich bin 1,90m groß) , riesigen Saal bereits hunderte, wenn nicht tausende Einreisewillige auf deren Einreisebewilligung. Ein purer Wahnsinn - die Paranoia durch 911 war da gerade immer noch am gefühlten Höhepunkt. Ich hatte ein Touristenvisum und kam nach ca. drei elendslangen Stunden endlich zum Schalter bei einem Afroamerikaner mit Stiernacken und dunkelst eingefrorenem Blick. Wie ein Roboter auf Sparflamme fragte er mich seine Standardfragen ab. Und dann noch der nötige Fingerabdruck-Scan. Einhergehend mit der unsicheren Frage „This one or this one?“ zeigte ich ihm unbewusst und völlig unabsichtlich nach meinem Zeigefinger den Stinkefinger. Er lachte de facto nicht und winkte mich durch, so wie man eben ein Masthuhn kurz vor der Schlachtung abarbeitet und zum Grande Finale durchwinkt.

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“ schrieb schon der von mir so geschätzte Hermann Hesse 1941 in seinem wunderschönen Gedicht „Stufen“. Ja, damit hat dies wohl alles etwas zu tun. All meine bewussten Irrfahrten, meine bewusst gewählten neuen Perspektiven und Handlungen schlagen zeitlebens in diese Kerbe. „Sei mutig und gehe neue, unbekannte Wege“, sagte ich schon oft zu mir in meinen fast 44 Lebensjahren. Und stets: Schon während der stundenlangen Ansteherei wurde mir bewusst, dass ich meinen American Airlines Anschlussflug nach LAX nicht erreichen werden kann. Wieder Panik in mir, aber irgendwie erfolgreich ignoriert und still und heimlich während diverser small talks mit unbekannten AnsteherInnen aus der ganzen Welt halberfolgreich weggeatmet. Meinem Gepäck erging es währenddessen viel besser und so war es schon am Flug nach LA als ich erfahren musste, dass ich erst um sechs Uhr früh des Folgetages weiterfliegen könnte.

So stand ich nun da, am Flughafen in Washington um kurz nach elf, abends, ja nachts, völlig erledigt und hungrig. Der Flughafen leerte sich rasant und mir wurde schnell klar, dass ich noch was Essbares auftreiben musste - eine ganze Nacht alleine am völlig fremden Flughafen unter ausschließlich Fremden ohne Nahrung - no way. In der Mitte des endlos wirkenden Terminals sah ich ein „Mexican Grill“ Flughafenrestaurant, welches offenbar, trotz halbgeschlossenem Rollladen, noch Speisen ausgab. Ich eilte mit meinem Trolley im Schlepptau so schnell ich konnte hin und schlüpfte halbsportlich grazil hinein zur Theke. Dort stand ein ca. 1,60m kleiner, vom Arbeitstag gezeichneter Mexican American und wartete offensichtlich nicht auf mich, den 1,90m großen Europäer mit Tweed-Sakko, riesiger weißer Plastikbrille und Kipferlpornobart. „Can I get something to eat?“, stammelte ich gestresst in seine Richtung. „Sure“, erwiderte er, mit leerem Blick. Ich bestellte so schnell ich konnte irgendeinen Grilled Chicken Salad, das quasi Erste, was mir in der endlosen Mahlzeitenangebotsliste am Display ins Auge stach. Drei Minuten später lag mein Grillhähnchensalat in der Plastikbox auf der Theke. Ich nahm ihn und wollte sogleich flüchten und den armen Hund von mir erlösen. Da fiel mir plötzlich auf, dass ich noch ein Besteck zum Verzehr des mit Sicherheit liebevollst zubereiteten Salates brauchte. So schlüpfte ich nochmals kurz zurück unter dem Rolladen mit den Worten: „Excuse me, Sir, all I need to eat my meal is a scarf and a knife!“ Er starrte mich wie versteinert an und sagte nichts. Ich wiederholte meinen Satz mit Nachdruck: „Excuse me, Sir, all I need to eat my meal is a scarf and a knife!“ Er starrte weiter und zeigte plötzlich mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand zu einer Plastikbesteckwanne auf der Theke. Ich nahm dankend das schwarze Plastikbesteck und begab mich auf eine der unzähligen, leeren Sitzmöglichkeiten des Terminals.

Als ich den Salat öffnete und zu essen begann, dachte ich weiter über die skurrile Situation beim Mexikaner nach. Irgendwas fühlte sich zusätzlich zur ohnedies schon heftigen Situation seltsam an. Und dann wurde mir schnell klar: Ich hatte zu dem kleinwüchsigen Restaurantmann tatsächlich mit Nachdruck gesagt, dass ich „a scarf and a knife“ zum Verzehr meines Salates brauche, also einen Schal und ein Messer. Dass Gabel „fork“ und nicht „scarf“ heißt, hatte ich ich wohl zum Zeitpunkt des hektischen Geschehens vergessen. Alter Schwede, wie peinlich. Der seltsame Künstlertyp will nen Schal und ein Messer für nen Salat. Legendär. Heute, in der Retrospektive, find ichs amüsant. Sehr sogar.

Als ich den Salat öffnete und zu essen begann, dachte ich weiter über die skurrile Situation beim Mexikaner nach. Irgendwas fühlte sich zusätzlich zur ohnedies schon heftigen Situation seltsam an. Und dann wurde mir schnell klar: Nach ca. einer Stunde gesellte sich ein junger Mann aus Wien-Umgebung (woher genau, weiß ich nicht mehr) zu mir. Wir hatten in der Schlange vor der Einreiseabfertigung kurz ein Hallo-Wer bist du?-Gespräch, verloren uns aber dann im Chaos wieder aus den Augen. Wir erzählten uns stundenlang Vieles, redeten über Dies und Das und gaben uns unbekannterweise die erwünschte Rückendeckung bei der Übernachtung am Flughafen. Wir taten irgendwann mal beide so, als wären wir Herren über die Situation und stellten uns schlafend. Ich machte de facto die ganze Nacht kein Auge zu. Der Hühnersalat beschäftigte auffällig und hörbar mein Gedärm und die Angst lag mir im Nacken. Schon sehr viel Unbekanntes auf einen Schlag…

Als ich den Salat öffnete und zu essen begann, dachte ich weiter über die skurrile Situation beim Mexikaner nach. Irgendwas fühlte sich zusätzlich zur ohnedies schon heftigen Situation seltsam an. Und dann wurde mir schnell klar: Auch seinen Namen hab ich nie erfahren. Um ca. fünf Uhr in der Früh, also eigentlich nur ein paar Stunden später, taten wir beide so, als wären wir gerade aus einem tiefen Schlaf in Mamas Schoß erwacht, wünschten uns beiden eine angenehme Weiterreise und verabschiedeten uns wie alte, gute Freunde.

Irgendwie kam ich an diesem Tag sogar noch nach Los Angeles. Blieb dort für drei Monate und schrieb die Songs für mein Album „The Weekend Starts On Wednesday“. Der Rest ist eine andere Geschichte. Oder auch noch mehrere. Und wie immer bleibt eines übrig: Es gilt die Zeit zu nützen, denn sie ist rar. Bis bald, euer Axel

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